Im Rahmen der alljährlichen WWW-Kulturinitiative trafen sich Vertreter des Städtezusammenschlusses aus Wolfenbüttel, Weimar, Wittenberg, Halberstadt und Kamenz in der Lutherstadt Wittenberg. Unter dem Thema „Kulturstädte in Not“ diskutierten die Teilnehmer der Tagung in der Leucorea, dem alten Wittenberger Universitätsstandort.
Vor dem Hintergrund der Finanzkrise und ihrer bedenklichen Auswirkungen auf die kommunalen Haushalte stand zur Diskussion, welche Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung der Kulturstädte von Seiten des Bundes realistisch wären.
Ein zweiter Themenbereich bezog sich auf die Zukunft der kulturellen Gedächtnisorte in den neuen Bundesländern und deren gesamtstaatlicher Bedeutung, auf die Prof. Dr. Paul Raabe in einer unlängst erschienenen Dokumentation hingewiesen hat.
In den einleitenden Berichten aus den WWW-Partnerstädten und den anschließenden Wortbeiträgen machten die Vertreter der einzelnen Kulturstädte im Detail auf die jeweiligen finanziellen Engpässe im kulturellen Bereich aufmerksam. Der Oberbürgermeister von Kamenz, Roland Dantz, sprach von einer „kulturellen Unterfinanzierung“ der Stadt, die sich jährlich in einem Defizit von einer Million Euro niederschlägt. Johannes Winkelmann, Geschäftsführer von WittenbergKultur, erklärte besorgt, dass nicht die sogenannten „Leuchttürme“ in Gefahr wären, sondern die Kulturlandschaft als Ganzes bedroht wäre.
Trotz finanzieller Not wiesen die Vertreter aus Wolfenbüttel auf eine positive Entwicklung im eigenen Kulturbereich hin, wie die Erhöhung der Besucherzahlen im Schloss Wolfenbüttel. In naher Zukunft steht zudem die Vergrößerung des Schlossbereichs bevor, die durch die Mast-Jägermeister-Stiftung ermöglicht wird. Genau auf diese Art der Finanzierung aus Stiftungsmitteln sei die Kultur mehr denn je angewiesen, war man sich einig.
Prof. Dr. Paul Raabe formulierte abschließend und ausblickend auf den nächsten Tagungstag:
„Wir sind Städte mit einem riesigen Kulturerbe, das wir nicht allein bewältigen können. Der Bund darf sich nicht aus der Verantwortung ziehen und muss uns unterstützen“.
Der Bund war am zweiten Tag der Veranstaltung dann auch in der Leucorea anwesend und zwar in Person des kulturpolitischen Sprechers der FDP-Bundestagsfrakiton, Reiner Peter Deutschmann. Am Beginn der Diskussion, in der die Kulturvertreter der einzelnen Städte kurz ihre Probleme skizzierten und die geplanten Lösungsansätze vortrugen, wies Prof. Dr. Christoph Helm, Vorsitzender des Vereins Kulturstadt Wolfenbüttel, auf die erschwerten Bedingungen der Kulturfinanzierung durch die Föderalismusreform hin.
Die finanziellen Leistungen aus der sozialen Grundsicherung gingen hauptsächlich zu Lasten der Kulturfinanzierung, eröffnete Deutschmann. „In Krisenzeiten, in denen die Kultur besonders wichtig ist, darf hier nicht gespart werden“, blickte er kämpferisch in die Zukunft. Die Kulturinitiative will sich nun mit einem gemeinsamen Antrag direkt an die Bundesregierung wenden, in dem konkrete Summe genannt werden, um die Arbeit in den WWW-Städten und den 20 kulturellen Gedächtnisorten fortführen zu können.